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Logan - die beste Comicverfilmung der letzten Jahre

  • David Hinder
  • 11. März 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Gerade habe ich Logan im Kino gesehen. Und war schwer begeistert. Ein Geschmacksurteil. So Spoilerfrei, wie möglich. Gleich vorab: Logan ist so gar nicht wie die meisten Comicverfilmungen, die uns jedes Jahr auf's Neue beglücken. Wer quietschbuntes Spezialeffekt-Gedonner mit Frauen und Männern im Strampelanzug erwartet, wird hier enttäuscht. Ebensowenig bietet Logan große Überraschungen oder Mindfuck-Momente. Aber das will der Film auch nicht. Logan, das ist eine Mischung aus Western und Road Movie. Und ein bisschen Drama. Nachdem die Filme mit dem X-Men-Thema immer eine Neigung zur qualitativen Ambivalenz hatten, es reichte von „philosophisch“, „gesellschaftskritisch“ bis hin zu „seicht“, beendet Logan die Geschichte um den Wolverine mit einer Tiefe, die ich zwar dem Thema, nicht aber den Filmen zugetraut hätte. Das Thema ist gewiss nicht außegewöhnlich: der alternde Held, der eigentlich nur noch aus dem ganzen Mist aussteigen will. Diese Schablone allerdings auf diese Weise auf eine Comicverfilmung anzuwenden, das ist mutig. Und ausgesprochen gelungen. Hugh Jackman schlüpft ein letztes Mal in die Rolle des zynischen Antihelden mit Selbstheilungskräften und ausfahrbaren Metallkrallen. Und nie wurde die Antithetik seiner Heilkraft besser gezeigt. Alle Wunden schließen – nur nicht die seelischen. Die bluten bei Logan schlimmer denn je. Trotz Zynismus und Selbstmordwunsch macht Logan weiter und kümmert sich um den inzwischen geistig etwas umnachteten Charles Xavier, dessen alte Würde nur noch manchmal durchblitzt. Eindrucksvoll gespielt von Patrick Stewart. Ein kleines Mädchen ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Dafne Keen verkörpert diese bereits in so jungen Jahren geschundene Seele authentisch und überzeugend. Sie wechselt in Sekundenschnelle von fast apathischer Ruhe zu erschreckendem Zorn. Sie ist genau so kaputt wie Logan selbst. Und ein ständiger, unangenehmer Spiegel für den Protagonisten. Einer, den er am liebsten zurücklassen würde. Der Film ist außergewöhnlich brutal. Ja, an ein, zwei Stellen ist die Grausamkeit so überzogen, dass es unweigerlich etwas albern wirkt. Aber das ist nicht die Regel. Das schockierende Gemetzel passt zu dem Film. Es spiegelt den aufgestauten Hass, den Zorn, die Wut wieder. Seine größten Stärken hat Logan aber in den ruhigen Minuten. Die Charakterzeichnung ist tiefgründig und glaubwürdig. Und der Film nimmt sich die Zeit dafür. Das ist ebenfalls mutig für heutige Verhältnisse, denn man hat zuweilen den Eindruck, dass Filme, bei denen nicht gefühlt alle fünf Minuten etwas in die Luft, oder wenigstens ein flotter Spruch durch selbige fliegt, irgendwie nicht gut ankommen. Natürlich heißt das nicht, dass es keine Action gebe. Im Gegenteil. Der Film geht mit harten Bandagen ran. Und er transportiert die Gefühle, den Zorn, die Wut, zum Zuschauer. Aber eben auch die Trauer, die Verzweiflung, die Angst. Einzige Schwäche des Films sind die Schurken. Stereotypen. Leider. Den skrupellosen Söldner und den amoralischen Wissenschaftler haben wir in hunderten Filmen, Büchern, Serien, Spielen inzwischen mehr als kennen gelernt. Allzu eindrucksvoll sind sie hier nicht umgesetzt. Was schade ist, denn gerade bei dem Wissenschaftler kam die Dr. Mengele – Thematik etwas zu kurz. Aber das ist ein kleiner Wehrmutstropfen, der da auf die meiner Meinung nach beste Comicverfilmung der letzten Jahre fällt. Chapeau! Logan ist wirklich gelungen!

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