Der Weg nach Wolkenkuckucksheim - Einführung
- David Hinder
- 28. Feb. 2017
- 2 Min. Lesezeit
„Du lebst doch in Wolkenkuckucksheim!“ Das, oder Schlimmeres dürfen sich linke und grüne Utopisten immer wieder anhören, wenn sie von einer besseren Welt schwadronieren (oder manchmal auch dozieren, machen wir uns nichts vor). Die traurige Wahrheit: es stimmt. Denn tatsächlich könnte man bei all dem Idealismus meinen, eine ökologisch und ökonomisch gerechte Welt könnte glatt schon morgen drin sein – wenn wir uns alle nur genug anstrengen. Das Dumme nur: um dies zu gewährleisten müssten wir am besten gestern aus dem bestehenden System aussteigen. Im Grunde undenkbar, schaut man sich die Interessenverknüpfungen an, die ein undurchdringliches Spinnennetz gegeneinander gewoben haben. Das bedeutet: selbst, wenn die Linkspartei morgen mit 51% gewählt würde, könnte sie unmöglich aus dem laufenden Geschäft aussteigen, sondern lediglich als politische Wirkmacht, sozusagen als Korrektiv agieren, um mehr Gerechtigkeit, aber eben immer noch eine sehr unvollkommene Gerechtigkeit, herzustellen. Denn aktuell ist es nicht möglich, ohne die Mächtigen zu herrschen. Also die wirklich Mächtigen. Und nein, das sind kaum die Politiker, die so sehr um ihre Einflusssphären kämpfen. Jaja, das was jetzt kommt klingt wie aus der nächstbesten Verschwörungstheorie, ich weiß: aber Macht ist nun mal dort, wo das Geld sich konzentriert. Donald Trump und sein (Grusel)-Kabinett haben gezeigt, wie Politik mit offenen Karten geht: statt, wie üblich, die Millionäre in Regierungsfunktion zu beeinflussen, machen die Milliardäre die Politik nun eben direkt. Die Linke in aller Welt, aber auch die Politik als Ganzes haben leider die Globalisierung verschlafen. Während alle Reichen auf dem Erdball durch verschiedene Unternehmen und NGOs bestens miteinander vernetzt sind, streitet man sich in Europa noch darüber, ob die EU Gurkenlänge normieren dürfen sollte. Die Nationalstaaten wollen ihre Macht erhalten, zumindest das, was ihnen geblieben ist. Aber was kann ein Nationalstaat schon gegen multinationale Konzerne mit akuter Steuerfluchteritis ausrichten? Wohl nicht viel, es sei denn es ziehen genug andere Staaten mit. Der Irrglaube: so viel Macht bei der nationalen Politik erhalten, wie möglich. Dabei ist diese Macht verschwindend gering in einer globalisierten Welt. Nein, die Politik und ganz besonders die Linke müssen sich eingestehen, dass ihre Wirkmacht begrenzt ist. Sie kann am bestehenden System ab und an ein paar Schrauben tauschen, aber die Struktur an sich nicht verändern. Deswegen ist die Idee von Wolkenkuckucksheim umso wichtiger – aber nur, wenn wir uns darüber klar werden, dass der Weg dorthin wahrscheinlich eine Generationenaufgabe wird. Utopien fehlen. Aber sie sind auch schwer zu erstellen. Denn, mal ehrlich, jede Utopie reibt sich doch an der Realität, wohingegen jede Dystopie den Eindruck macht, dass man da nur was konsequent zu Ende gedacht hat. Trotzdem ist es wichtig – und zwar speziell für die idealisierten Linken (die Menschen, nicht die Partei) – eine Utopie für die Zukunft zu entwickeln. Aber eine realistische. Eine, die Hürden auf dem Weg mit einbezieht. Damit starte ich hier meine erste Reihe. Ich werde unterschiedliche Utopien behandeln und überlegen, wie man dort hin kommt. Was die Hürden sind, was Hürden sein könnten und ob manchmal ein schlichtes Umdenken in der Bevölkerung nicht reichen könnte, um diese Hürden zu überspringen. Demnächst in „Der Weg nach Wolkenkuckucksheim“: die Star Trek Utopie – eine Welt ohne Geld
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