Fick dich, Liebe!
- David Hinder
- 13. Mai 2018
- 3 Min. Lesezeit

Schon mal verliebt gewesen? Dumme Frage. Natürlich.
Die meisten Menschen waren schon verliebt. Mal glücklich, mal unglücklich. Ich natürlich auch. Zumeist unglücklich. Das ist kein Gejammer. Das ist eine Tatsache. An der ich – ohne Zeitmaschine – auch nichts ändern kann. Von all meinen Beziehungen war von meiner Seite nur bei einer Liebe im Spiel. Klingt hart, aber andererseits wäre ich sonst wohl bis heute Jungfrau und würde womöglich mit Lastwagen in Menschenmengen fahren. Ok, das war böse. Aber so unwahr wahrscheinlich nicht. Frust macht komische Dinge mit Menschen. Ja, ich bin verliebt. Jetzt gerade. Und nein, damit meine ich nicht meinen PC (aber er hat immer einen Platz in meinem Herzen). Aber natürlich weiß ich schon, dass das Gefühl zum Scheitern verurteilt ist. Abseits von der statistischen Unwahrscheinlichkeit, habe ich sogar einen alten Fehler von früher nicht wiederholt und die Sache angesprochen – ok, durch die berühmte Blume, aber immerhin. Natürlich kein Interesse. Nicht in dieser Form. Frauen mögen mich, aber mehr auch nicht. Das sollte ich inzwischen gewöhnt sein. Bin es aber nicht. Wie sollte man sich auch jemals daran gewöhnen? Ganz ehrlich: gemessen an den geltenden gesellschaftlichen Standards bin ich ja auch menschlicher Müll. Intelligent, aber arm. Intelligenz hat ja nur einen Wert, wenn sie ökonomisierbar ist. Ok, demnächst wird’s mit dem Geld wohl besser. Wow., Noah hat ein Loch in der Arche gestopft – eines von 3211. Ich bin dicklich. Und blass. Schreckliche Kombination in einer Welt, in der das Idealbild des Mannes groß, braun gebrannt, dunkelhaarig und muskulös ist. Ich zweifle an allem. Ja, auch und besonders an mir selbst. Wem das beim Lesen dieses Textes noch nicht aufgefallen ist: Glückwunsch! Nimm deinen Preis als Anti-Empath von der Jury entgegen! Würde ich sagen, dass meine Stärken meine Schwächen aufwiegen? Ja, absolut. Aber der Rest der Welt sagt das nicht.
Eine Freundin meinte kürzlich, das sei ja total gerecht, dass Männer jetzt auch mal spüren würden, wie es sei, nur am Aussehen festgemacht zu werden. Dumm nur, dass ich das nie getan habe. Wenn du mit einer Zeitmaschine zurückreisen könntest, um unsere Väter zu bestrafen – verdammt, ich würde dir noch zujubeln. Aber ich habe mich an deren Weltbild nie beteiligt. Liebe ist pervers. Verliebtheit auch. Das volle Ausmaß dieses perversen Gefühls breitet sich wie eine Magen-Darm-Erkrankung im Bauch aus, wenn ich eifersüchtig bin. Nein, in einer bestehenden Beziehung bin ich nicht übermäßig eifersüchtig. Aber wenn ich bei der Angebeteten chancenlos bin, dann, ja, verdammt! Und das, obwohl ich – sofern man überhaupt jemals ein Recht auf sowas hat – in dieser Situation eigentlich gänzlich rechtlos bin. Lösen kann ich mich freilich trotzdem nicht von dem Gefühl. Zum Kotzen. Und nun sitze ich hier, höre Billy Holiday und Ella Fitzgerald, während ich ein Hövels trinke, und tue mir leid. Zeitgleich rege ich mich darüber auf, dass ich mir leid tue. Aber am meisten habe ich Sorge, dass Sie, mit der ich wahrscheinlich nie zusammen sein werde, mit jemandem was starten könnte. Absurd. Keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht daran, dass mir seit meiner Jugend Freunde immer wieder Frauen „ausgespannt“ (in Ermangelung eines besseren Wortes) haben, von denen sie wussten, dass ich auf sie stehe. Oder schlicht daran, dass ich weiß, dass ich nie bei ihr „landen“ (watt ein dämlicher Begriff) werde. Wahrscheinlich eine Kombination aus beidem. Ganz gleich, Fakt ist: mir geht es schlecht. Ich weiß, dass ich kein Einzelfall bin. Aber das ist mir egal. Fick dich, Liebe. Fick dich, Leben. Prost! Auf die Ablehnung.
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